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Samstag, 10. November 2012

Nomadentochter Rezension

Ein Buch, das ich beim Aufräumen entdeckt habe und das eines schönen Tages bei einem Bücherfest mit mir nach Hause kam. Nie gelesen. Bis jetzt!

Nomadentochter ist laut Wikipedia Waris Diries zweites Buch nach dem weltweiten Bestseller Wüstenblume, der vor wenigen Jahren auch verfilmt wurde.


"Fast zwanzig Jahre ist es her, seit Waris Dirie ihre Familie bei der Flucht aus Somalia zurücklassen musste. Und immer war sie im Ungewissen, ob Eltern und Geschwister in dem von Krieg und Hunger gepeinigten Land noch lebten oder nicht. Ausgelöst durch eine persönliche Krise, fasst sie eines Tages den Entschluss, nach Somalia zurückzukehren. Die Ankunft in ihrer Heimat und die Wiederbegegnung mit ihrer Familie wird für Waris Dirie zur Herausforderung, sich mit ihrem früheren und ihrem neuen Leben auf sehr persönliche Art auseinanderzusetzen."

Ich hatte vorher noch nie eine von den zahlreichen Afrika/Nahost Biografien gelesen, die es auf dem Markt gibt und somit auch nicht Wüstenblume. Zuerst dachte ich, ich würde deswegen Schwierigkeiten haben, mich in das Buch zu finden, dem war aber nicht so. Nomadentochter erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte.
Das Thema Beschneidung kommt zwar auch vor, ist aber kein zentraler Aspekt, es geht wirklich um Waris Rückkehr zu ihrer Familie nach Somalia und die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Nachdem ich ein Buch beendet habe, schau ich mir immer gern die Bewertungen auf amazon.com an, nur um zu schauen, ob ich mit meiner Meinung voll im Trend liege oder ob ich auf einer ganz anderen Wellenlinie liege.
Nomadentochter hat 3 1/2 Sterne bekommen, ist also so ein Mittelding... Letztendlich hat jeder ein Recht auf seine Meinung und wie wir alle wissen, sind Geschmäcker verschieden, allerdings gab es da wirklich eine handvoll Rezensionen, die bei nur einem oder zwei Sternen lagen - absolut unverständlich für mich! Interessant fand ich aber, dass immer wieder das Wort "Erwartung" auftaucht.
"Ich erwartete bei dem Buch..."
"Von jemandem, der [...], erwartet man eigentlich..."
"Von so einer Frau, erwartet man doch, dass..."
Erst vor einer Woche habe ich an der Uni über den Zusammenhang von Erfahrung und Erwartung diskutieren dürfen - hier sei jedem der Aufsatz 'Erfahrungsraum und Erwartungshorizont' von Koselleck ans Herz gelegt - und ich musste doch jetzt sehr schmunzeln, als ich all das im Zusammenhang mit einem Roman über Afrika wiederentdeckte.

Ich persönlich mochte Nomadentochter! Zugegeben, an einigen Dingen wird gespart - man muss den berühmten roten Faden dann immer ein wenig suchen - und durch die Rückblenden wird der Lesefluss ein wenig unterbrochen, aber ich finde die Beschreibungen wunderbar authentisch und auch die Handlungen Waris' nachvollziehbar. Da regen sich Leute auf, dass sie den Penis ihres Sohnes beschreibt, obwohl sie doch beschnitten ist ... Ähm ... ja, natürlich! Sie selbst musste sich schämen, sie konnte sich nicht anschauen und da ist es doch nicht verwunderlich, wenn sie stolz darauf ist, dass ihr Sohn diese Probleme nicht hat und nie haben wird! Ich meine gut, es ist ein bisschen kontrovers, sich gegen weibliche Beschneidung auszusprechen, dann aber 100% für männliche zu sein, wo NATÜRLICH ein Unterschied schlicht und ergreifend in der Grausamkeit und Verstümmelungsschwere der Rituale liegt .... aber trotzdem... versteht ihr, was ich meine? Männer sollten das doch dann einfach selbst entscheiden können ... z.B. mit 18 oder so.
Anyway... vielleicht liegt es ja daran, dass ich Wüstenblume nicht kenne. Kann ja sein. Ich werde mich bemühen, den Lesegenuss nachzuholen und vielleicht reißt es mich ja genauso vom Hocker wie all die anderen Leute bei amazon, sodass ich Nomadentochter mit anderen Augen betrachte. Von mir hätte das Buch 4 von 5 Sternen bekommen.

Zum Abschluss gibt's hier noch den Trailer von Wüstenblume, den ich mir vorgestern direkt angeschaut habe.

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