Die Liste

Samstag, 29. Dezember 2012

Der Dunkle Wächter Rezension

Schon seit einer Weile liegt dieses Buch hier rum und es hat mich nie sonderlich gereizt - obwohl ich es damals in der Bibliothek ausgeliehen habe. Meine Mutter hatte es vor mir gelesen und war begeistert, aber ich habe gelernt, dass ihr Urteil trügerisch ist. Letztendlich habe ich mich jedoch durchringen können und eines der früheren Werke von Carlos Ruiz Zafon gelesen.

Deutsche Ausgabe


Titel: Der Dunkle Wächter
Originaltitel: Las luces de septiembre
Autor: Carlos Ruiz Zafón 
Erschienen: November 2009
Verlag: Fischer FJB
Länge: 344 Seiten
Preis: 17,95€ gebunden (kein Witz) / 8,99€ Kindle-Edition
 
 
 
"Cravenmoore - so heißt das geheimnisvolle Anwesen am Meer, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit Hunderten mechanischer Figuren lebtn. Schnell wird klar: Cravenmoore ist ein Ort voller Abgründe. Dunkle Schatten jagen durch das Haus, im Wald treibt eine mächtige Kreatur ihr Unwesen, und vom Leuchtturm drohen die rätselhaften Septemberlichter. Als Irene und ihr neuer Freund Ismael dem Geheimnis um Lazarus Jann auf die Spur kommen, ist es fast zu spät: Dieser Sommer könnte ihr letzter werden..."
 
Was man dem Bösen versprochen hat, das wird es sich holen. Das lernt man schon in jeden zweiten Horrorfilm. Auch in "Der Dunkle Wächter" gab es einen mysteriösen Pakt, der die Schaffung eines Ungeheuers zur Folge hatte. Keine sonderlich originelle Idee also - allerdings spielt dieses Buch im Frankreich 1937.
Wie? Frankreich?!
Was denn? Da seid ihr nicht drauf gekommen bei erzfranzösischen Namen wie Cravenmoore, Irene und Lazarus Jann? Tja, damit seid ihr nicht allein. Ich war auch ein wenig verwundert über die vielen untypischen Namen und Bezeichnungen in einem Land, das sich vor allem für eins rühmt: das Französischsein. Der Autor selbst ist Spanier, vielleicht wusste er das ja nicht...
Die Geschichte kommt laaaaaangsam in Fahrt. Bis zur Hälfte war ich oft versucht, es wegzulegen und endlich etwas Spannenderes zu lesen. Eigentlich ist es erstaunlich, denn der Schreibstil ist in meinen Augen sehr schön - elegant und flüssig, ohne dabei jedoch kitschig zu wirken. Was die Wortwahl angeht, weiß Herr Zafon also sehr gut Bescheid. Dennoch ist dieses Buch alles andere als fesselnd, aber ich kann nicht den Finger drauflegen, warum.
In der zweiten Hälfte nimmt es dann gewaltig an Fahrt und auch an Grusel auf. Zwar gab es keinen Moment, wo ich aus Panik vor der nächsten Seite nicht mehr weiterlesen wollte (gab es auch), aber ein gewisses Unwohlsein kam in mir auf.
Das Ende ist leider wieder ziemlich vorhersehbar, aber trotzdem nicht schlecht. Alles in allem ist "Der Dunkle Wächter" also relativ gut, wenn man es schafft, sich durchzukämpfen.
 
   / 5
Für den lahmen Anfang, die relative Vorhersehbarkeit und den Nazibezug - ernsthaft?
 
Im Groben hat der Roman mich dann auch an den bekannten Film "Das Geisterschloss" erinnert, was aber nicht im negativen Sinne gemeint ist.
 

Mittwoch, 26. Dezember 2012

New World: Die Flucht Rezension

*Fügen Sie hier eine geistreiche und witzige Einleitung ihrer Wahl ein.*

Deutsche Ausgabe

Titel: New World. Die Flucht
Originaltitel: Chaos Walking. The Knife of Never Letting Go
Autor:Patrick Ness
Erschienen: Januar 2009
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Länge: 544 Seiten
Preis: 9,99€ Taschenbuch / 6,99€ Kindle-Edition


"Aaron liegt da.
Und ich habe ein Messer. Ich hebe die Hand mit dem Messer. Wieder einmal. Ich könnte es tun. Aber ein Messer ist nicht einfach irgendein Gegenstand. Es stellt einen vor die Wahl, es ist etwas, mit dem man Dinge tut. Ein Messer stößt zu oder nicht, gibt den Tod oder nicht. Ein Messer führt deine Entscheidung aus, trägt sie in die Welt, sodass sie nie mehr rückgängig gemacht werden kann.
Aaron wird sterben."

So lautet der Klappentext des ersten Teils der New World Trilogie von Patrick Ness. Sagt mal... gab es schon immer so viele Trilogien oder kommt das erst in letzter Zeit?
Anyway...
Unter der kurzen Zusammenfassung findet man außerdem ein Zitat von Frank Cottrell-Boye: "Einer der besten ersten Sätze, die ich je gelesen habe - und eine Geschichte, die hält, was dieser erste Satz verspricht!"

Natürlich steigen die Erwartungen sofort, wenn solche Zitate auf dem Buchrücken prangen. Ich erinnere mich an viele Werke, wo ich stark enttäuscht wurde - am Stärksten wohl von jedem Richard Laymon Buch, auf denen hinten immer dick und fett dasselbe Lob von Steven King gedruckt ist.
Hier war das jedoch nicht der Fall. Der erste Satz ist wirklich super, deswegen möchte ich ihn mit euch teilen:

"Das Erste, was du herausfindest, wenn dein Hund sprechen lernt, ist, dass Hunde nicht viel zu sagen haben. Und das in jeder Beziehung."

Gut, das sind zwei Sätze, aber sie gehören nunmal zusammen. In der Tat ist der erwähnte Hund - Manchee - der eigentlich Star des Romans. Zumindest ist das meine Meinung. Er ist zwar ein bisschen trottelig, aber herzensgut und ich hatte die ganze Zeit den sprechenden Hund aus 'Oben' im Kopf.


Die Story beleuchtet ziemlich gut, was passieren kann, wenn der langgehegte Traum des Gedankenlesens wahr wird und wer darunter zu leiden hat. Der Protagonist Todd ist das letzte Kind in einer Welt, in der es keine Frauen mehr gibt. Zumindest hat er das sein Leben lang gelernt und da er im Denken nicht viel schneller ist als sein Hund, braucht Todd eine Weile, um dazuzulernen. Denn während seiner Reise durch die New World, begreift Todd langsam, dass alles, was er für Wahrheit hielt, eine große Lüge ist.

Mir hat das Buch ziemlich gut gefallen, auch wenn ich Abzüge für Stil, Brutalität und selbstgerechte Moral machen muss. So ist es z.B. furchtbar, einen Menschen zu töten und Todd ist ja der Junge, der niemals tötet, als er jedoch einen Ureinwohner ermordet, ist das nicht so schlimm und "etwas anderes". Da ich die Charaktere jedoch mochte und besonders Manchee ins Herz geschlossen habe, gibt es trotzdem:
    / 5

Dienstag, 25. Dezember 2012

Das etruskische Ritual Rezenion

Nach einer Weile mal wieder ein "Erwachsenenbuch", das ich hier rezensieren. Meine Eltern haben es beide gelesen und davon geschwärmt, wie toll dieses Buch von Valerio M.Manfredi doch ist.
Was soll ich sagen?
Ich seh das anders.

Deutsche Ausgabe

Titel: Das etruskische Ritual
Originaltitel: Chimaira
Autor: Valerio M. Manfredi
Erschienen: 2006
Verlag: Piper
Länge: 318 Seiten

"Fluch über Volterra: Rätselhafte Morde, Kunstraub und eine Todbringende Statue.
Fabrizio Castellani ahnt nicht, was er auslöst, als er die Warnung >>Lass den Jungen in Frieden!<< ignoriert. Der Archäologe hat nur eins im Sinn: Er will endlich das Geheimnis des berühmten Knaben von Volterra lüften, einer faszinierenden Statue. Doch dann machen die Carabinieri in den Hügeln vor der Stadt einen grausigen Fund: die bestialisch zugerichtete Leiche eines Grabräubers. Die fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt - und Castellanis Verdacht, dass hier ein altes etruskisches Ritual vollzogen wurde, wird immer konkreter..."

Das Ganze nennt sich Archäologiethriller. Fein. Von mir aus...
Wo fängt man da jetzt an mit dem Verriss? Okay, der Nettigkeit wegen, muss ich gestehen, es ist nicht furchtbar schlecht. Es gab ein paar Stellen, wo sich mir tatsächlich die Nackenhaare aufgestellt haben. Z.B. als Fabrizio vor einer Bestie flieht und dann bemerkt, dass auf der Straße ein Fahrrad unterwegs ist und er beschließt, den armen Kerl zu retten.
Ganz Recht.
Bestie.
Davon wird im Klappentext absolut nichts erwähnt, obwohl es sich um das Hauptmotiv des Roman handelt - ein mordsgroßer Hund bringt Leute um.
Dafür kündigt der Buchrücken aber groß diese geheimnisvolle Statue an. Blöd nur, dass die eigentlich völlig unwichtig ist. Klar, hier und da wird sie mal erwähnt, aber es ist eher der angestrengte Versuch, mehr Kontext zur ohnehin papierdünnen Story zu schaffen. Diese Anrufe, die gibt es zwar, aber die sind völlig unwichtig! Ich weiß überhaupt nicht, wieso das im Klappentext erwähnt wird. Und das Ende ist dann... na ja ...
Aber reden wir doch mal von all den schönen Dingen, die mir so aufgefallen sind.
Da wäre zum Ersten, denn wo sollte es sonst stehen außer ganz am Anfang, das dringende Bedürfnis des Protagonisten nach Sex. Jap. Er wurde offenbar vor kurzem von seiner Verlobten fallen gelassen (warum das hier erzählt wird, weiß der Geier) und lag nun seit knapp 3 Monaten bei keiner Frau mehr. Hm. Schon blöd. Nur versteh ich nicht, wieso er permanent erwähnen muss, dass er jetzt gerne in Damengesellschaft wäre, wo doch "zwei hübsche Kolleginnen in der Stadt sind." Obwohl er natürlich sagt, dass die eine gar nicht sein Typ ist, aber hey.
Außerdem ist da dieses bescheuerte Gutshaus. Ich weiß nicht, ob der Autor da Timesharing-Anteile hat, aber in regelmäßigem Abstand wird erwähnt, dass Fabrizio im Gutshaus Semprini in Val d'Era wohnt. Und zwar so oft, dass ich das bestimmt nie wieder vergessen werde! Jetzt war ich erst zwei Mal in Italien und noch nie in der Toskana, ich weiß von daher nicht, ob die Häuser da alle Namen haben, aber dass er sich ins Taxi setzt: "Ich möchte bitte zum Gutshaus Semprini in Val d'Era." Und der Fahrer weiß sofort Bescheid! Das kauf ich ihm einfach nicht ab! Natürlich bemüht sich der Autor darum, eine sehr kleine, dörfliche Atmosphäre zu schaffen. Aber wenn die Stadt so klein ist, wieso gibt's da überhaupt Taxen?! Das macht doch keinen Sinn!
Drittens: Der Name. Ja, das ist mein Geschmack, mein Problem. In mir ist irgendetwas, das mich beim Lesen des Namens Fabrizio schmunzeln lässt.
Viertens: Er heult unnatürlich viel. Männer, die zu ihren Gefühlen stehen, in allen Ehren, aber man kann's auch übertreiben.

Ist schon eine Weile her, dass ich das Buch beendet habe, vieles hab ich deswegen bestimmt vergessen. Es war einfach nicht mein Ding!


 / 5
Sorry, Valerio, mehr ist nicht drin.

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Manche Mädchen rächen sich Rezension

Diesmal stelle ich euch das Erstlingswerk der Australierin Shirley Marr vor.
Lassen wir den bescheuerten Titel mal außen vor... Ich weiß nicht, wer darauf gekommen ist, aus einem guten Eyecatcher wie "Fury" etwas soapmäßiges wie "Manche Mädchen rächen sich" zu machen.



Deutsche Ausgabe
 
Titel: Manche Mädchen rächen sich
Originaltitel: Fury
Autor: Shirley Marr
Erschienen: Februar 2012
Verlag: Ravensburger Buchverlag
Länge: 331 Seiten
Preis: 12,99€ Taschenbuch / 9,99€ Kindle-Edition
 



">>Es war kein Plan. Jedenfalls haben wir nicht einfach beschlossen, jemanden umzubringen, nur weil uns langweilig war.<<
Für ihre besten Freundinnen würde Eliza durchs Feuer gehen. Selbst wenn das heißt, dass sie töten muss."

Der Klappentext ist leider wirklich irreführend und nichtssagend.
Eliza, Lexi und Marianne sind eine feste Clique an einer elitären Schule für Reiche. Ihre Welt ist behütet und die größte Sorge in ihrem Leben ist, welches Paar Tausenddollarschuhe sie sich als nächstes kaufen wollen. Alles läuft perfekt, bis Ella in ihre Gruppe stößt...

Okay.
Ja.
Hm.
Wo fang ich an?
Ich finde, diese Mädchen sind die dümmsten, oberflächlichsten und egozentrischsten Protagonisten, die ein Roman jemals gesehen hat. Und ich habe Jahre lang nur Frauenliteratur gelesen, okay?!
Man könnte meinen, Eliza sorgt sich um ihre Freunde, sagt ja der Klappentext auch so, aber in Wirklichkeit denkt das Mädel bloß an sich. Selbst in der furchtbaren Situation, dass ihre Freundin vergewaltigt wird, hat sie noch Zeit, der anderen klar zu machen, dass sie die Chefin der Clique ist und nicht etwa jemand anders. Na klar! Hätt ich auch so gemacht! Die andere hatte nämlich die saublöde Idee ... haltet euch fest ... DIE POLIZEI ZU RUFEN! So eine dumme Kuh aber auch!
Oh ja und zum Thema überflüssig: Mitten beim Verhör fällt ihr auf, dass die Psychologin 2500$ Schuhe trägt und deswegen vermutlich eine Affäre hat und während ihr ein Mordprozess droht, fällt ihr nur auf, das ihre Erzrivalin beim Abschlussball ihr Kleid tragen durfte. Nicht zu vergessen, dass das Buch damit endet, dass sie sich mit ihrer Mutter über ein Kleid unterhält, welches ihr gerade geschenkt wurde, die Mutter ja eigentlich immer nur Röcke trägt und sie das Kleid der Mutter nicht tragen kann, weil ihr Busen zu klein ist. Alles, während sie auf eine MORDANKLAGE wartet. Man kann sich aber auch schwer konzentrieren, wenn der Anthropologe (von dem ich immer noch nicht weiß, was der da eigentlich macht...) Dr. Fadden - Brian - so sexy ist und einen auf Cheeseburger und Shakes einlädt.
Und das sind nur die Sachen, die mir einfallen.

Die Story an sich ist auch ziemlich hahnebüchen... da tauchen Charaktere plötzlich aus dem Nichts aus, andere werden eingeführt, obwohl sie keine Bedeutung für die Story haben und alle sind so oberflächlich beschrieben, dass sie nicht mehr als Abziehbilder sind. Z.B. Ella, die ja eigentlich eine so wichtige Rolle spielen sollte, ist im Prinzip völlig überflüssig.
Ein großes Problem hatte ich auch mit dem Aufbau. An sich finde ich es wirklich clever gemacht, denn Shirley Marr rollt ihre Geschichte von hinten auf. Ihr wisst schon, wie bei den Fernsehserien, wo der Täter schon im Knast ist und dann erzählt, was passiert ist. Aber die Dynamik stimmt nicht. Am Anfang lässt sie sich ewig viel Zeit, es wird über Parties und Kleider und Ella geredet und das alles, um auf den letzten 100 Seiten die eigentlich Geschichte darzulegen. 200 Seiten nur Geplänkel!

Einen Pluspunkt gibt's auch für den Anfang. William Faulkner sagte mal: "Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will." Und er hatte Recht. Ich habe mir "Manche Mädchen rächen sich" auch nur ausgeliehen, weil der Anfang gut klang.

"Ich heiße Eliza Boans und bin eine Mörderin. Ja, ich weiß, was ihr jetzt denkt. Früher hatte ich einen schöneren Nachnamen. Aber als sich meine Eltern scheiden ließen, hat meine Mutter ihren Mädchennamen wieder angenommen und mich bekam sie gleich dazu. Dad wurde vom Gericht der Jaguar zugesprochen und Mum - nun ja- meine Wenigkeit. Sie hat deswegen ziemlich abgekotzt. Ich übrigens auch."

Wertung:

  /5
 
Mir hat's nicht sonderlich gefallen, aber es gibt  zwei von fünf für die clevere Idee der Rückblende und den guten Anfang. Außerdem kann ich mir durchaus vorstellen, dass es da draußen Teenager gibt, die das Buch toll finden.

Shirley Marr hat dieses Jahr ihren zweiten Roman rausgebracht. Wer sich ein bisschen mit der Autorin beschäftigen will, kann einen Blick auf ihre Website werfen: http://shirleymarr.net/home.html

Dienstag, 4. Dezember 2012

Engelsfors Trilogie: Zirkel Rezension

"Hochspannung aus dem Land der Krimi-Meister" steht auf dem Buchrücken. Damit ist dann wohl Schweden gemeint. Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, dass Schweden sonderlich bekannt ist für seine Krimis und ich verbinde auch nicht sonderlich viel Hochspannung damit, eher einen Haufen strohblonde Schönlinge und das berüchtigte Syndrom, benannt nach der Hauptstadt. Aber seit Stieg Larson ist das Land wohl von einer Aura latenter Mordlust umgeben oder wie ist es zu erklären, dass in diesem Jugenbuch von Sara B. Elfgren und Mats Strandberg direkt mal zwei 15jährige sterben, bei dem einen sogar ziemlich explizit beschrieben?

Deutsche Ausgabe
Titel: Zirkel
Originaltitel: Cirkeln
Autor: Sara B. Elfgren & Mats Strandberg
Erschienen: Februar 2012
Verlag: Dressler
Länge: 605 Seiten
Preis: 19,99€ gebundene Ausgabe / 18,99€ Kindle-Edition (ähm, hallo?!)


"Euch bleibt keine Zeit zu zweifeln, das Böse ist näher, als ihr glaubt. Es sucht nach euch. Ihr müsst eure Kräfte trainieren, gemeinsam stärker werden. Ihr seid aufeinander angewiesen. Vertraut niemandem sonst. Nicht euren Eltern oder Geschwistern. Nicht euren Freunden. Nicht einmal eurer größten Liebe. Und denkt immer daran: Der Zirkel ist die Antwort."


Bevor ich anfange, kann mir jemand erklären, wieso es in letzter Zeit so modern ist, den Klappentext durch einen Ausschnitt aus dem Buch zu ersetzen? Ein bisschen wundert mich das schon. Natürlich tut es der Leselust keinen Abbruch, wenn der Ausschnitt gut gewählt wurde, aber interessant ist es schon...

Ich weiß, ich sollte meine Bewertung hintendran stellen, aber ich LIEBE dieses Buch, habe es regelrecht verschlungen. Obwohl es ein Bibliotheksbuch ist und ich es jetzt gelesen habe, steht es oben auf meinem Wunschzettel, dass es endlich mir gehört.
Es ist wirklich sehr spannend, die Charaktere sind einprägsam und durch die vielen verschiedenen Protagonisten, findet man auf jeden Fall einen, der einem ähnlich ist.

Minoo: Organisationstalent und kühler Kopf. Sehr intelligent, aber einsam. Hat große Minderwertigkeitskomplexe, denkt jedoch immer zu erst an die anderen und dann an sich. Ihre Kraft wird erst sehr spät enthüllt, wodurch sie sich ausgeschlossen fühlt. Ich fühlte mich ihr am meisten verbunden.

Vanessa: Scheidungskind einer Teenagermutter. Der neue Freund ihrer Mutter macht ihr das Leben schwer, also flüchtet sie sich in Partys, zu ihren Freunden und ihrem Freund. Ist als Schlampe verschrien, hat aber eigentlich Grundsätze. Sie kann sich unsichtbar machen.

Anna-Karin: Ertrinkt in Selbsthass und versucht, unsichtbar zu werden. Seit ihrer Kindheit wird sie in der Schule stark gemobbt und fertig gemacht. Ihre Mutter interessiert sich nicht für sie und nur ihr Großvater bringt ein wenig Licht in ihr Leben. Sie hat keine Freunde und keinen Lebenswillen mehr. Kaum hat sie gelernt, dass sie Leute, mit ihren Gedanken manipulieren kann, droht sie, die Kontrolle zu verlieren.

Linnea: Lebt mit fünfzehn schon allein, die Mutter ist weg, der Vater ein stadtbekannter Trinker. Sie verkriecht sich in der japanischen Visual Key Kultur, näht selbst und stellt die Musik so laut, dass sie sogar ihre Gedanken übertönt. Von den Mädchen des Zirkels ist sie am misstrauischsten und hat Schwierigkeiten, ihnen zu vertrauen, da sie sich ihr Leben lang allein durchschlagen musste. Ihre Kraft wird erst sehr spät enthüllt.

Ida: Sie ist sie Schulkönigin - einen Thron, den sie sich durch Gehässigkeiten, Heuchelei und Schikane gesichert hat. Die anderen Zirkler können sie nicht ausstehen, weil sie oft genug klar macht, dass sie nichts mit ihnen zu tun haben will. Im Laufe des Buches wird immer wieder deutlich, dass mehr hinter ihrer boshaften Fassade steckt... Sie ist ein Medium und sehr sensibel für äußere Einflüsse. Ich nehme an, es gibt zu Ida eine tiefgreifende Geschichte, ich kann sie trotzdem nicht ausstehen.

Rebecka: Wunderschön, klug, freundlich, mit dem Schulschwarm zusammen und dennoch von Unsicherheit zerfressen. Ihr Selbstbild ist dermaßen verzerrt, dass sie sich in die Magersucht stürzt. Die Mutter arbeitet lange Schichten, der Vater ist wegen seines Jobs nie zu Hause, also übernimmt Rebecka die Erziehung ihrer vier kleinen Geschwister. Ihre Kraft ist Telekinese.

Elias: Der einzige Junge im Zirkel und leider erfährt man nicht viel von ihm, da er gleich zu Anfang des Buches stirbt, was die ganze Handlung ins Rollen bringt. Seine Kraft war wohl Formwandlung.


Ein bisschen schwierig war für mich der Stil, denn das Buch spielt im Präsens. Genau wie bei den Tributen von Panem steht dann also "sie liest, sie steht auf, sie ist schockiert", was mir nicht sonderlich gefällt, aber eigentlich nur Gewöhnungssache ist.
Die Darstellung der schwedischen Jugend finde ich sehr gut. Der Slang ist nicht übertrieben 'hip' und es wirkt alles realistisch.
Ich habe an sich kein Problem mit Jugendbüchern, die naiv und unschuldig anmuten. Wenn es passt. In Engelsfor werden aber Mädchen beschrieben, wie man sie auf der Straße trifft und die haben nun mal Probleme, seien es Drogen, Jungs, Alkohol, Magersucht, Mobbing, Einsamkeit oder die eigene Sexualität. Anfangs war ich überrascht, dass das alles so detailliert behandelt wird, im Endeffekt hat es die Geschichte jedoch lebendig gemacht.

Ich kann euch Zirkel nur ans Herz legen, wenn ihr euch mit einem spannenden Buch unter die Decke kuscheln wollt! Für mich steht fest, dass ich den zweiten Teil der Trilogie sofort lesen werde, sobald er im März rauskommt. Bis dahin muss ich mich erstmal mit anderen Büchern beschäftigen...

Wertung:

    
Volle Punktzahl!

Samstag, 1. Dezember 2012

Halima Rezension

Vor kurzem habe ich euch erst Nomadentochter vorgestellt, wodurch ich mein Interesse für diese Art Bücher entdeckt habe. Diesmal rezensiere ich "Halima. Mein Weg aus der Hölle von Darfur" von Halima Bashir und Damien Lewis. Unten findet ihr eine Zusammenfassung der Darfurkonflikts, die ich euch nur ans Herz legen kann.


Deutsche Ausgabe

 Titel: Halima. Mein Weg aus der Hölle von Darfur
Originaltitel: Halima
Autor: Halima Bashir und Damien Lewis
Erschienen: September 2008
Verlag: Droemer
Länge: 424 Seiten





" >>Darfur. Ein Wort, das mit Blut und Leiden getränkt ist. Ein Begriff, der schrecklichste Bilder heraufbeschwört, Schmerzen und Grauen, die in der zivilisierten Welt unvorstellbar wären. Aber für mich ist Darfur auch noch etwas anderes: Es ist meine Heimat.<<
Im Jahr 2005 gelingt der jungen Ärztin Halima Bashir die Flucht aus dem Sudan. In einem der grausamsten Kriege unserer Zeit erlebte sie Leiden und Tod unzähliger Menschen, wurde Zeugin und schließlich auch Opfer von Folter und brutalem Missbrauch - denn sie hat es gewagt, sich aufzulehnen gegen den Terror.
Nun erzählt sie ihre Geschichte."

So viel zum Klappentext. Bereits im Prolog erklärt Halima, dass sie unter einem Pseudonym schreibt, dass das Cover nicht sie selbst zeigt und auch auf den beigelegten Bildern sieht man nur ihre Augen. Sie hat Angst, auch in England gefunden und umgebracht zu werden. Möglichweise hält der ein oder andere das für übertrieben, aber ich kann sie verstehen. Ich glaube zwar nicht, dass sie sich in unmittelbarer Gefahr befindet, denke aber, dass sie alles mögliche tun sollte, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Halimas Geschichte geht an die Nieren und das auf zwei Wegen. Der erste ist klar: sie erzählt von ihrem Leben im Sudan, von den Gräueltaten der arabischen Armeen gegen die schwarzen Stämme.
Halima wächst relativ behütet als Kind der Zaghawa auf. Ihr Vater ist nicht nur verhältnismäßig reich, sondern auch progressiv - er denkt, dass eine Frau in der Lage sein muss, für sich selbst zu sorgen und schickt Halima auf die Schule. Hier kommt sie zum ersten Mal mit den Rassenunterschieden in Berührung. Die arabischen Mädchen hänseln sie, erniedrigen sie und auch die Lehrerinnen und die Direktorin - fast alle Araberinnen - machen deutlich, was sie von Afrikanerinnen an ihrer Schule halten.
Halima beißt sich durch und schafft es bis zur Ärztin. Wegen ihres hitzigen Gemüts, fällt es ihr schwer, die Ungerechtigkeiten der Welt mit anzusehen und spätestens als der Krieg ausbricht und sie als 'Rebellenärztin' bekannt wird, gerät sie in die Schusslinie. Selbst, als sie in ihr Dorf zurückkehrt, wird sie von Grausamkeiten nicht verschont.

Wem nicht speiübel wird, während er das Buch liest, fehlt es offensichtlich an Feingefühl. Die Schandtaten werden genau beschrieben - Schülerinnen im Alter zwsichen 7 und 13 werden von der arabischen Armee vergewaltigt, während die Polizei das Haus umstellt, das niemand eingreifen kann. Dörfer, in denen es nicht mal Strom gibt, werden mit Hubschraubern bombardiert und sogar Babies umgebracht, indem man sie ins Feuer wirft. Immer wieder wird einem schlecht, wenn man liest, wozu der Mensch fähig ist.

Aber es gibt noch einen zweiten Weg, auf dem Halima den Leser schockiert. Er ist sehr subtil und wirkt erst richtig am Ende, aber gerade für mich war es ein Schlag ins Gesicht.
Am Anfang schreibt sie, dass sie 1979 geboren ist, das ist die einzige Jahresangabe, die man während des ganzen Buches erhält. Immer wieder sagt sie, wie alt sie gerade ist, aber wenn man nicht rechnet, verliert man es schnell aus den Augen. Im Nachwort dann führt sie die weitere Entwicklung im Sudan auf und unterschreibt mit:
Halima Bashir
2008
 
Ich fühlte schrecklich. Das ganze Buch über dachte ich, wie furchtbar das damals war und dass sich kein Mensch dafür interessiert hat und dann ist es erst vor wenigen Jahren passiert??? Kein Mensch spricht darüber, was in Darfur passiert, der Konflikt ist schon längst vergessen. Ich gebe niemandem die Schuld dafür, ich hatte auch keine Ahnung.

Halima ist in Deutschland nicht annähernd so bekannt wie etwa Wüstenblume, zu Unrecht, wie ich finde. Ich kann jedem empfehlen, ob er sich nun für die Materie interessiert oder nicht, Halima zu lesen.

Wertung:

    
Volle Punkzahl


Hintergrund:
Hier habe ich eine historische Zusammenfassung des Konflikts gefunden, die der Amazonkunde B.Hoffmann ausgezeichnet geschrieben hat.

Worum geht es in Darfur? [...]
Der Völkermord in Darfur war der vorerst letzte Völkermord in der Menschheitsgeschichte mit mindestens 300 000 Opfern. Dennoch erhielt dieses Menschheitsverbrechen der sudanesischen Regierung unter Diktator General Omar Hassan Al Bashir wenig Aufmerksamkeit und ist heute schon wieder in Vergessenheit untergegangen.

Über 1,5 Millionen Menschen sind in den Tschad geflohen, eine Million Flüchtlinge innerhalb Darfurs.
Der Ursprung der humanitären Katastrophe liegt in einer von der sudanesischen Regierung betriebenen Kampagne der "ethnischen Säuberung", die sich gegen Zivilisten dreier ethnischer Gruppen richtet. Nur wenn auch die Menschenrechtslage bedacht werde, können Geberländer darauf hoffen, dass die humanitäre Krise gelöst werde. Sofort benötigte humanitäre Hilfe allein reicht nicht aus: Die ethnischen Säuberungen der sudanesischen Regierung müssen ein Ende nehmen. Milizen - als Janjaweed bekannt -, die von der sudanesischen Regierung bewaffnet, ausgebildet und entsendet worden sind, überfielen und brannten Hunderte von Dörfern nieder, töteten Tausende von Zivilisten, raubten Hunderttausende Tiere und zerstörten Landwirtschaftsgüter und Wasserressourcen. Die Milizen wurden auf dem Landweg von der sudanesischen Armee und aus der Luft von Antonow-Flugzeugen und Kampfhubschraubern unterstützt. Dieses Bündnis zielt auf Zivilisten der ethnischen Gruppen der Fur, Masalit und Zaghawa ab, da die Rebellen aus Darfur ihre Mitglieder aus diesen drei Bevölkerungsgruppen rekrutieren. Nach den Angriffen hatte die sudanesische Regierung die überlebende Zivilbevölkerung daran gehindert, in ihre Häuser zurückzukehren.

Die Ziele der Rebellenorganisationen Befreiungsbewegung Sudans (SLA) und Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement, JEM) sind sehr unterschiedlich. Interessant ist hier aber vor allem wie hier mit Stereotypen um sich geworfen wird. Auf der einen Seite bezeichnet sich die sudanesische Regierung als islamisch, ermordet auf der anderen Seite aber Tausende von Muslimen. Auf der anderen Seite bezeichnet die Regierung gegenüber den westlichen Medien die JEM als verlängerten Arm der "Islamisten" und schon klingelten bei den Politikern der USA die Alarmglocken, ganz nach dem Moto ein Krieg gegen "Islamisten" muss ein guter Krieg sein.
Der Konflikt ist vielfältig, generell kann man ihn aber darauf vereinfachen dass "arabische" Nomaden, die Wasser- und Weideland für ihre Tiere brauchen, gegen "afrikanische" Bauern kämpfen, die die kargen Erträge ihres Bodens schützen wollen. Regierungstruppen unterstützen die "Araber" nach Kräften, die Bauern wiederum tun sich mit den Aufständischen zusammen. So vielfältig die Interessen sind, so eindeutig leidet vor allem die Zivilbevölkerung unter ihnen.

Ich denke, der Konflikt nützt in erster Linie der sudanesischen Regierung die so ihre "widerspenstige" Bevölkerung los wird. Der Konflikt nützt den Janjawid die sich bereichern. Der sudanesische Staat wird natürlich von Erdölfirmen unterstützt. Auch von uns ganz bekannten. Das Engagement der österreichischen ÖMV endete erst nach massivstem Protest. Im Gegensatz aber zu Staaten wie etwa Nigeria, in dem Shell hinter angeblichen ethnischen Unruhen steckte, spielen ausländische Interessen, wenn überhaupt, eine zweitrangige Rolle. In erster Linie sind die Janjawid und die sudanesische Regierung für den Völkermord verantwortlich.

Seit Barack Obama Präsident der USA ist hat sich die Lage im Sudan verändert. Er hat unmissverständlich klar gemacht dass der Sudan die Unabhängigkeit (97% der Südsudanesen stimmten für einen eigenen Staat) anerkennen muss. In Darfur sieht die Lage schlechter aus. Es gibt zwar seit 2009/10 keine Massenmorde mehr und seit 2010 auch einen Waffenstillstand. Vergewaltigungen der Flüchtlinge und Überfälle auf Dörfer mit Toten sind aber noch an der Tagesordnung!

So wurden am 10. Februar 2010 zwei Flüchtlinge getötet und mindestens zehn weitere Menschen verletzt, als Janjaweed-Milizionäre Camps in der Nähe der Stadt Kass in Süd-Darfur überfielen. Viele Hütten wurden bei dem Überfall geplündert und niedergebrannt. Am 2. September 2010 wurden in dem Dorf Tabra (Nord-Darfur) 64 Menschen von Janjaweed ermordet. Dazu kommen nun auch erstmalig Kämpfe zwischen den arabischen Nomadenstämmen untereinander.
Auch 2011 gibt es dutzende Berichte von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen über Vergewaltigungen von Frauen/Mädchen durch Janjaweed und sudanesische Regierungssoldaten. Die internationale Gemeinschaft interessiert sich wenig für die Kritik der Darfuris und setzt stattdessen auf leere Versprechungen Khartums, denen leider keine Taten folgen", kritisierte etwa der Darfur Experte der Gesellschaft für bedrohte Völker Herr Ulrich Delius.
Die Argumente des sudanesischen Diktators und Massemörders Bashir sind idiotisch "eine ausländische Verschwörung" sei für den Aufstand im Westen des Landes verantwortlich und die 2,5 Millionen Flüchtlinge die in Afrika übliche Landflucht! Die Lebenssituation der Menschen ist erbärmlich und von drohender Gewalt geprägt. Hoffnung gibt es aber wenig. Dieses Buch ist für mich ein Plädoyer für das Eingreifen bei Völkermorden. Hätte nur die Welt 2003/04 nicht tatenlos weggesehen... (von B.Hoffmann)