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Dienstag, 4. Dezember 2012

Engelsfors Trilogie: Zirkel Rezension

"Hochspannung aus dem Land der Krimi-Meister" steht auf dem Buchrücken. Damit ist dann wohl Schweden gemeint. Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, dass Schweden sonderlich bekannt ist für seine Krimis und ich verbinde auch nicht sonderlich viel Hochspannung damit, eher einen Haufen strohblonde Schönlinge und das berüchtigte Syndrom, benannt nach der Hauptstadt. Aber seit Stieg Larson ist das Land wohl von einer Aura latenter Mordlust umgeben oder wie ist es zu erklären, dass in diesem Jugenbuch von Sara B. Elfgren und Mats Strandberg direkt mal zwei 15jährige sterben, bei dem einen sogar ziemlich explizit beschrieben?

Deutsche Ausgabe
Titel: Zirkel
Originaltitel: Cirkeln
Autor: Sara B. Elfgren & Mats Strandberg
Erschienen: Februar 2012
Verlag: Dressler
Länge: 605 Seiten
Preis: 19,99€ gebundene Ausgabe / 18,99€ Kindle-Edition (ähm, hallo?!)


"Euch bleibt keine Zeit zu zweifeln, das Böse ist näher, als ihr glaubt. Es sucht nach euch. Ihr müsst eure Kräfte trainieren, gemeinsam stärker werden. Ihr seid aufeinander angewiesen. Vertraut niemandem sonst. Nicht euren Eltern oder Geschwistern. Nicht euren Freunden. Nicht einmal eurer größten Liebe. Und denkt immer daran: Der Zirkel ist die Antwort."


Bevor ich anfange, kann mir jemand erklären, wieso es in letzter Zeit so modern ist, den Klappentext durch einen Ausschnitt aus dem Buch zu ersetzen? Ein bisschen wundert mich das schon. Natürlich tut es der Leselust keinen Abbruch, wenn der Ausschnitt gut gewählt wurde, aber interessant ist es schon...

Ich weiß, ich sollte meine Bewertung hintendran stellen, aber ich LIEBE dieses Buch, habe es regelrecht verschlungen. Obwohl es ein Bibliotheksbuch ist und ich es jetzt gelesen habe, steht es oben auf meinem Wunschzettel, dass es endlich mir gehört.
Es ist wirklich sehr spannend, die Charaktere sind einprägsam und durch die vielen verschiedenen Protagonisten, findet man auf jeden Fall einen, der einem ähnlich ist.

Minoo: Organisationstalent und kühler Kopf. Sehr intelligent, aber einsam. Hat große Minderwertigkeitskomplexe, denkt jedoch immer zu erst an die anderen und dann an sich. Ihre Kraft wird erst sehr spät enthüllt, wodurch sie sich ausgeschlossen fühlt. Ich fühlte mich ihr am meisten verbunden.

Vanessa: Scheidungskind einer Teenagermutter. Der neue Freund ihrer Mutter macht ihr das Leben schwer, also flüchtet sie sich in Partys, zu ihren Freunden und ihrem Freund. Ist als Schlampe verschrien, hat aber eigentlich Grundsätze. Sie kann sich unsichtbar machen.

Anna-Karin: Ertrinkt in Selbsthass und versucht, unsichtbar zu werden. Seit ihrer Kindheit wird sie in der Schule stark gemobbt und fertig gemacht. Ihre Mutter interessiert sich nicht für sie und nur ihr Großvater bringt ein wenig Licht in ihr Leben. Sie hat keine Freunde und keinen Lebenswillen mehr. Kaum hat sie gelernt, dass sie Leute, mit ihren Gedanken manipulieren kann, droht sie, die Kontrolle zu verlieren.

Linnea: Lebt mit fünfzehn schon allein, die Mutter ist weg, der Vater ein stadtbekannter Trinker. Sie verkriecht sich in der japanischen Visual Key Kultur, näht selbst und stellt die Musik so laut, dass sie sogar ihre Gedanken übertönt. Von den Mädchen des Zirkels ist sie am misstrauischsten und hat Schwierigkeiten, ihnen zu vertrauen, da sie sich ihr Leben lang allein durchschlagen musste. Ihre Kraft wird erst sehr spät enthüllt.

Ida: Sie ist sie Schulkönigin - einen Thron, den sie sich durch Gehässigkeiten, Heuchelei und Schikane gesichert hat. Die anderen Zirkler können sie nicht ausstehen, weil sie oft genug klar macht, dass sie nichts mit ihnen zu tun haben will. Im Laufe des Buches wird immer wieder deutlich, dass mehr hinter ihrer boshaften Fassade steckt... Sie ist ein Medium und sehr sensibel für äußere Einflüsse. Ich nehme an, es gibt zu Ida eine tiefgreifende Geschichte, ich kann sie trotzdem nicht ausstehen.

Rebecka: Wunderschön, klug, freundlich, mit dem Schulschwarm zusammen und dennoch von Unsicherheit zerfressen. Ihr Selbstbild ist dermaßen verzerrt, dass sie sich in die Magersucht stürzt. Die Mutter arbeitet lange Schichten, der Vater ist wegen seines Jobs nie zu Hause, also übernimmt Rebecka die Erziehung ihrer vier kleinen Geschwister. Ihre Kraft ist Telekinese.

Elias: Der einzige Junge im Zirkel und leider erfährt man nicht viel von ihm, da er gleich zu Anfang des Buches stirbt, was die ganze Handlung ins Rollen bringt. Seine Kraft war wohl Formwandlung.


Ein bisschen schwierig war für mich der Stil, denn das Buch spielt im Präsens. Genau wie bei den Tributen von Panem steht dann also "sie liest, sie steht auf, sie ist schockiert", was mir nicht sonderlich gefällt, aber eigentlich nur Gewöhnungssache ist.
Die Darstellung der schwedischen Jugend finde ich sehr gut. Der Slang ist nicht übertrieben 'hip' und es wirkt alles realistisch.
Ich habe an sich kein Problem mit Jugendbüchern, die naiv und unschuldig anmuten. Wenn es passt. In Engelsfor werden aber Mädchen beschrieben, wie man sie auf der Straße trifft und die haben nun mal Probleme, seien es Drogen, Jungs, Alkohol, Magersucht, Mobbing, Einsamkeit oder die eigene Sexualität. Anfangs war ich überrascht, dass das alles so detailliert behandelt wird, im Endeffekt hat es die Geschichte jedoch lebendig gemacht.

Ich kann euch Zirkel nur ans Herz legen, wenn ihr euch mit einem spannenden Buch unter die Decke kuscheln wollt! Für mich steht fest, dass ich den zweiten Teil der Trilogie sofort lesen werde, sobald er im März rauskommt. Bis dahin muss ich mich erstmal mit anderen Büchern beschäftigen...

Wertung:

    
Volle Punktzahl!

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